08 Feb Die Ankaufsuntersuchung – ein Muss beim Pferdekauf?!
Die Ankaufsuntersuchung – ein Muss beim Pferdekauf?!
Jeder (zukünftige) Pferdebesitzer kommt mindestens einmal in seinem Leben an den Punkt, an dem er sich für oder gegen eine Ankaufsuntersuchung (AKU) entscheiden muss. Spätestens dann, wenn man das potenzielle Traumpferd gefunden hat und kurz vorm Kaufabschluss steht, ist der Moment gekommen die rosarote Pferdekauf-Brille einen kurzen Moment abzulegen. Als Pferdebesitzer wissen wir selbst, wie aufregend der Moment vor dem Kauf ist. Trotzdem gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren und zu überlegen, ob vor dem Kauf nicht eine Ankaufsuntersuchung angebracht wäre.
Mit diesem Blogpost wollen wir über die verschiedenen Aspekte der Ankaufsuntersuchung aufklären und so helfen sich für die richtige AKU zu entscheiden.
Die AKU- herausgeschmissenes Geld oder ein Muss beim Pferdekauf?
Eine AKU kostet Geld und meist auch nicht wenig Geld. Aus diesem Grund überlegen viele Käufer oft, ob eine AKU überhaupt notwendig ist. Nicht verwunderlich bei Preisen von 150 bis 400 Euro für eine kleine AKU und 400 bis 1500 Euro für eine große AKU. Allerdings sollten Sie sich vor Augen führen, dass dieses Geld eine Investition in Ihre reiterliche Zukunft ist. Durch eine Ankaufsuntersuchung können Sie Vorerkrankungen des Pferdes entdecken und so die Kaufentscheidung nochmal überdenken. Insbesondere, wenn Sie später Turniere mit Ihrem Pferd bestreiten wollen oder das Pferd für die Zucht einsetzen wollen, sollte ein tadelloser gesundheitlicher Zustand eine absolute Grundvoraussetzung sein. Aber auch, wenn Sie nur einen Freizeitkumpel suchen, sollten Sie über eine AKU nachdenken. Schließlich wollen sie noch viele Jahre etwas von ihrem vierbeinigen Freund haben. Außerdem sind Behandlungskosten für Pferde, wenn es zur Erkrankung kommt, nicht zu unterschätzen. Es lohnt sich deshalb das Risiko für Erkrankungen des Pferdes so gering wie möglich zu halten.
Eine AKU sollte deshalb in fast jedem Fall zum Pferdekauf Prozess gehören. Für welche Art von AKU Sie sich entscheiden, bleibt allerdings Ihnen überlassen.
Kleine oder große Ankaufsuntersuchung?
Umgangssprachlich wird zwischen der kleinen und der großen Ankaufsuntersuchung unterschieden. Als kleine Ankaufsuntersuchung wird dabei die klinische Untersuchung ohne den Einsatz von Röntgenbildern bezeichnet. Die große Ankaufsuntersuchung umfasst neben der klinischen Untersuchung auch eine röntgenologische Untersuchung. Zur besseren Unterscheidung und um Ihnen bei der Entscheidung zwischen großer und kleiner AKU zu helfen, fassen wir die beiden Arten hier noch einmal kurz zusammen.
Klinische Untersuchung
Wählt man die kleinste Variante der Ankaufsuntersuchung, so handelt es sich um eine klinische Kaufuntersuchung. Dazu gehören:
- Beurteilung des Allgemeinzustands (Futter- und Pflegezustand, Augen, Schleimhäute, Zähne, Temperatur, Puls, Atemfrequenz)
- Vortraben des Pferdes
- Beuge- und Provokationsprobe
- Untersuchungen während und nach Belastung des Tieres
- Untersuchung des Atemsystems, Nervensystems, der Augen
Eine sorgfältig durchgeführte klinische Kaufuntersuchung minimiert das Risiko, ein Pferd mit gesundheitlichen Beschwerden zu erwerben. Erkrankungen der Knochen im Frühstadium, kann die klinische Untersuchung allerdings nur bedingt feststellen.
Ob eine kleine Ankaufsuntersuchung ausreicht obliegt dem Käufer. Insbesondere, wofür das Pferd eingesetzt werden soll, die Pläne des Reiters und auch der Preis des Pferdes sollten bei der Entscheidung für eine Ankaufsuntersuchung und für welche Art der AKU eine Rolle spielen.
Röntgenologische Untersuchung
Bei der röntgenologischen Untersuchung nimmt der Veterinär Übersichtsaufnahmen der Gliedmaßen auf. Der Tierarzt macht in diesem Fall bis zu 18 Aufnahmen von den Hufen, Fessel- und Sprunggelenken. Käufer und Verkäufer können sich so sicher sein, dass keine Schäden an Knochen oder Sehnen vorliegen. Eine AKU muss immer protokolliert werden. Seit 2018 ist in den deutschen Röntgenrichtlinien festgelegt, wie eine große AKU (hier oft TÜV) genannte protokolliert werden sollte. Der Tierarzt beschreibt die entdeckten Befunde. Im besten Falle gibt es keinen Befund, sodass dem Pferdekauf nichts mehr im Wege steht.
Falls es doch Befunde gibt, werden diese in Anwesenheit von Käufer und Verkäufer besprochen: Ob es dennoch zu einem Kauf kommt, obliegt dem Käufer.
Zusätzliche Untersuchungen
Wer das Risiko von möglichen Vorerkrankungen oder Risikofaktoren, die zu Erkrankungen führen könnten so gering wie möglich halten möchte, kann zusätzliche Untersuchungen anfordern. Dazu gehören Blutuntersuchungen, Ultraschall und endoskopische Untersuchungen. Die Blutuntersuchungen können sowohl Mängel aufdecken, als auch ausschließen, dass das Pferd zur Zeit der Untersuchung unter dem Einfluss von Fremdsubstanzen stand. Endoskopische Untersuchungen und Ultraschall können Schäden an Organen aufdecken.
Bei den meisten Käufen wird von solchen Untersuchungen abgesehen. Nur wenn das Pferd im Sport auch schwere Klassen bestreiten soll, kann eine entsprechende Untersuchung sinnvoll sein. Ähnliches gilt für Pferde, die für den Zuchtbetrieb eingesetzt werden sollen.
Pferd krank trotz AKU – Was nun?
In seltenen Fällen kann es zu Fehlern bei der AKU kommen. Sollte eine fehlerhafte AKU durchgeführt worden sein und das Pferd war bereits zum Zeitpunkt der Untersuchung krank, ist es möglich, dass der zuständige Veterinär haftet. Dies gilt allerdings wirklich nur, wenn die Erkrankung im unmittelbaren Zusammenhang mit der AKU steht und ein Verschulden des Veterinärs vorliegt.
Ansonsten kann auch bei einer AKU ohne Befund Ihr Pferd irgendwann einmal erkranken. Sei es, weil es einen Weideunfall hatte, sei es, aufgrund einer Infektion. In diesem Falle können hohe Kosten auf Sie zu kommen. Überlegen Sie deshalb, auch wenn Ihre AKU ohne Befund war, ob Sie eine OP-Versicherung oder eine Pferdekrankenversicherung für Ihr Pferd abschließen wollen. Diese schützt Sie im Ernstfall, sodass Sie sich neben den Sorgen um ihren geliebten vierbeinigen Freund nicht auch noch finanzielle Sorgen machen müssen.
Wir informieren Sie gerne unabhängig und Kompetent über alles was, Sie zu Pferdeversicherungen wissen müssen. Sprechen Sie uns gerne an.
Übrigens: Die AKU aus rechtlicher Sicht wird Mara Kaltenborn von www.huflaw.de im Verlauf unserer Serie #fragenfreitag betrachten und erläutern!